§ 3. Calvins Rückweg von der accommodatio Gottes zu der Transzendenz Gottes.

Ohne Ehrfurcht, ohne Anerkennung des transzendenten Gottes kann die „Religion” nicht sein. Ein „Vater unser” verlangt immer ein: „der du bist im Himmel”. Es fragt sich also, ob der Preis, den Calvin für seine Akkommodationslehre zahlen muss, nicht allzu hoch ist, ob, anders gesagt, seine Akkommodationstheorie in dem locus de revelatione ihm um den Preis einer ehrfurchtslosen „Religion”, die dann mit Recht Götzendienst heissen müsste, nicht allzu teuer zu stehen kommt.

Calvin antwortet hierauf verneinend.

Denn eben weil Gottes Wort exeuns ist, wird es ganz und gar in allen seinen modi von Sein und Wirken durch seine gÛ*@6\" determiniert. 1) Diese gÛ*@6\" hat die Aussendung des Wortes aufgenommen in einen „pädagogischen” Ratschlag. 2) Deshalb ist das Wort Gottes eben als |437| „Anrede” (K. Barth) immer ad captum hominis gesprochen, „gesendet”, „ausgegangen” u.s.w. Infolgedessen kann Gottes Wort „tun, das” ihm „gefällt, und soll ihm gelingen, dazu” er’s „sendet” (Jes. 55, 11). 3) Es fragt sich also nur, was Gottes „Wille” ist in der „Aussendung” seines Wortes. 4) Und dieser Wille Gottes fordert u.a., dass durch seine „Anrede” die vera cognitio dei in dem das Wort „annehmenden” (cf. *XPgJ"4, 5) 1. Kor. 2, 14) Menschen geweckt wird; und dies zwar nicht um des Menschen, sondern um Gottes willen: Gott ist auch hierin sich selbst Zweck (Spr. 16, 4). Weil nach Calvin die simplicitas dei ausschliesst, dass seine virtutes weder in seinem Wesen noch in seiner Selbstoffenbarung sich voneinander abstrahieren lassen, 6) |438| kann also eine prinzipiell wahrhaftige und nach oben sich weiter führende Erkenntnis Gottes nicht die Immanenz erkennen ohne die Transzendenz. Die Selbst„verhüllung” Gottes in der accommodatio (auch in Christo) ist wohl eine pädagogische 7) Verschleierung seiner Majestät, aber sie beabsichtigt durch „Gewöhnung” an Gott den Menschen von einem „Kinde (<ZB4@H) in Christo” zum „Manne in Christo” zu machen, von der „Milch zur festen Speise” zu führen, 8) damit durch fortwährende Erleuchtung des Geistes einerseits seine Glaubenserkenntnis in der accommodatio einen Niederschlag von Gottes Allmacht entdecke, und damit andererseits Gottes Allmacht und Transzendenz den Menschen nicht erschrecke und also die communio mit und die appropinquatio zu Gott verhindere. So weiss auch der B<gL:"J46ÎH –<hDTB@H der Calvinischen Struktur und Exegese von dem deus absconditus und von der Unerreichbarkeit (von sich aus) aller coeli arcana; 9) aber das ist sehr weit entfernt vom strikt paradoxalen Leitgedanken der dialektischen Theologie. Diese verbindet den deus absconditus und revelatus, die Verhüllung und die Offenbarung der maiestas Dei auf paradoxale Weise: |439| Verhüllung ist Offenbarung, Offenbarung ist Verhüllung, A = B. Calvin aber sieht die Selbstverhüllung Gottes, eben weil sie ein Erziehungsmittel ist, nicht identisch mit der Offenbarung Gottes in ihrer Wesenheit und Ganzheit; denn sie, diese Selbstverhüllung, ist ein historisches Faktum im Prozesse der göttlichen Selbstmitteilung 10) nicht das ganze „Schicksal” dieser Mitteilung, Mittel und nicht Wesen der Offenbarung, A nicht = B. Sie ist auch keine völlige Selbstbedeckung, sondern eine mitigatio maiestatis Dei. 11)

So ist es unumgänglich, dass beide Linien, sowohl der Transzendenz als der Immanenz, sich abzeichnen für den erkennenden Verstand des vom Geiste erleuchteten und durch das Wort Gottes ergriffenen Menschen des Calvinischen locus de salute.

Es ist schon entscheidend, dass bei Calvin das Bild von „nourrice”, „pere” usw. completiert wird durch den Vergleich mit einem König („Roy”).

„Il (Moyse) declare en quelle façon il faut que nous soyons aux pieds de Dieu, pour estre escholiers, et qu’il soit nostre maistre, et que nous soyons enseignez de sa bouche: C’est (dit-il) qu’il soit nostre Roy quant et quant. Il monstre, que Dieu quand il s’abaisse iusques là d’estre comme nostre docteur, que ce n’est pas qu’il le faille mespriser, ne que cela amoindresse sa maiesté: mais quant et quant il doit estre Roy. Retenons bien donc que la doctrine que nous recevons de Dieu est comme si un Roy parloit, et nous faut trembler sous luy . . . En somme nous avons deux choses à considerer en la parolle de Dieu: l’une est sa bonté infinie, quand il descend à nous et se rend familier . . . (etc.) . . . |440| Mais cependant notons aussi qu’il ne se veut point despouiller de son droict, que tousiours il ne soit Roy, et que nous ne tremblions sous luy, et que nous ne souyons subiets à ses loix et à ses commendemens”. 12)

Obgleich Gott „ad nostrum captum suum sermonem accomodet”, bleibt doch das „Staunen” ungeschwächte Pflicht: „Quod sane tantum abest, ut insolens videri debeat, ut contra quoties nobiscum ipsum instar matris cum infante balbutientem audimus, mirari bonitatem eius nos oporteat”. 13) Obwohl der Tempel ein Ort der „Ruhe” ist, „quia scilicet Deus illic non mode articulate loquitur, sed blande etiam fideles ad se invitat”, 14) so müssen doch die fideles, weil sie familiariter edocti paterna eius voce sind, totos se addicere ad eius cultum et consecrare. 15)

Also muss der Glaubende zum „mirari” kommen, nicht nur nach (post), sondern auch wegen (propter) der göttlichen Akkommodation. Denn bei zunehmender Glaubenserkenntnis gesteht er sich, dass die „bonitas dei” sich um ihn pädagogisch wirksam bemüht hat. Er findet, dass der Vater, der sich zu ihm herabgelassen hat, eben der Vater und schon als solcher weit über ihn erhaben ist. So steigt er im progressus seiner religiösen Erfahrung von der accommodatio zur Transzendenz Gottes, d.h. jetzt zu seiner gÛ*@6\" hinauf, während die Dogmatik in umgekehrter Richtung von der Transzendenz und gÛ*@6\" Gottes zur accommodatio herabgestiegen ist. „Von der himmlischen Majestät Gottes nicht irdisch denken”, — diese Paränese des Heidelberger Katechismus in seiner Exegese von „der du bist im Himmel” ist rein Calvinisch. ”Nous savons que l’Escriture saincte en parlant de Dieu, dit qu’il habite au ciel, non pas que sa maiesté soit là enclose: car son essence est infinie, elle comprend toutes les creatures . . . Mais ce mot de Ciel est pour nous retirer de ce monde, |441| quand nous pensons de Dieu . . . que nous n’imaginions rien de luy terrestre”. 16)

Wenn der Glaubende Transzendenz und Akkommodation in einem Ueberblick zusammenfasst, findet er a posteriori so, wie es Gott nach Calvin vor aller Zeit im Dekret beschlossen 17) hat:

a) die bonitas dei, die ihn durch die accommodatio vor der Flucht vor Gott geschützt hat: „Dieu . . . condescend à notre rudesse . . . afin que nous ne soyons point effarouchez, et que nous ne prenions point occasion de nous retirer de luy”. 18) Wenn Gott mit uns redet wie ein Vater („pere”), muss wohl bedacht werden: „Il est vray qu’il n’a point telles passions que les hommes, il ne faut point que nous imaginions Dieu estre semblable à nous”. 19) „Il ne faut plus” (plus! Geschichte der Offenbarung!) „que nous tergiversions quand nous avons esté enseignez en la parolle de Dieu”. 20)

b) die maiestas dei als „Roy”, der eben in dieser sub a) genannten bonitas und weiter in allen seinen virtutes in Ewigkeit za preisen ist, „ganz anders” ist, „eifernd” für seine Ehre, der „seine Ehre keinem andern lässt,noch seinen Ruhm den Götzen” oder den „Gedankendingen”. Der Glaubende weiss, „quanto altius penetret Dei cognitio quam mentis nostrae intelligentia”, und deshalb will er „potius acquiescere eius decreto, quam sua (nostra) temeritate vesanaque superbia se (nos) efferendo in praecipitium ruere”. 21) Und er darf den tröstlichen Gedanken des Herabkommens Gottes nicht missbrauchen, denn „Mose reproche aux Iuifs qu’ils n’ont peu endurer que Dieu les traittast humainement”. 22) Gott ist incomprehensible, und „il nous |442| le faut adorer en toute humilité, . . . il ne faut point que nous attentions de le forger à nostre teste, et de le faire semblable à nous, ou selon nos fantasies, et le transfigurer”. 23) Die Akkommodation Gottes würde ohne seine Majestät durchaus unmöglich, und uns undenkbar, sein: „in primis . . . verum istud et immotum esto principium, Deum nunquam mutari, neque unquam poenitentiae duci ut solent mortales . . . Nihil in Deum tale contingit, cui omnia sunt praesentia, adeo ut rata esse quae semel decrevit oporteat. Nihil tamen prohibet quin sese Deus ad nostrum captum, hoc vel illud pollicitus, accommodet, ac velut in aliam formam transformet”. 24)

Die Koinzidenz der beiden unter a) und b) gezogenen Linien ist also nach Calvin nicht dialektisch oder paradoxal als eine coincidentia oppositorum (Bauke) zu fassen; denn sowohl a parte dei — man denke an das sogar supralapsarisch konstruierte Verhältnis von Dekret und Ausführung — als a parte hominis, gibt es für das dogmatische Denken und für die religiöse Erfahrung des Glaubenden einen logischen Uebergang vom einen zum anderen; der Gebrauch der Worte „Weg” (§ 2) und „Rückweg” (§ 3) weist eine paradoxale Verknüpfung der beiden Gedankenreihen zurück.

Scharf wird das von Calvin hervorgehoben in seiner Anschauung über die bekannte Theophanie, die Mose „in dem Busch” Deut. 33, 16, „au buisson”, erfahren hat. Es gibt dialektische Theologen, z.B. Haitjema, die eben diese Theophanie in mehr oder weniger experimentellen Versuchen, ihre paradoxale Auffassung mit der Bibel in Einklang zu bringen, als Paradigma des paradoxalen Offenbarungsvorgangs benützen. So sagt Haitjema, dass diese Theophanie nicht nur selbst als Offenbarungsform mit dem logischen Identitätsprinzip Spott treibt (weil das Feuer nicht verzehrt), sondern dies auch tut dem objektiven Inhalt ihrer Predigt nach (Jahwes Verhältnis zu Israel); A = B; |443| das Grundgesetz des denkenden Verstandes ist nach ihm hier durchbrochen. 25) Calvin, der dasselbe Problem schärfer und richtiger 26) aufstellt, erkennt auch, dass die Theophanie „au buisson” eine Absurdität zu sein scheint; „Il semble de prime face que ce soit une chose absurde, ou qui ne serve qu’a induire les ignorans ou les infirmes à superstition”; 27) aber es beschäftigt ihn hier das Verhältnis von Immanenz (Gott wohnt „au buisson”) und Transzendenz (Gott wohnt „au ciel”). Und nun ist es für unsere gegenwärtige Untersuchung bedeutungsvoll, dass er sagt:

„Et nous faut bien noter qu’il y a deux facons de parler diverses en l’Escriture saincte, quand Dieu nous appelle à soy: mais ceste diversité n’est pas pour nous distraire en des opinions contraires, elles se rapportent tout à un. Et comment cela? Dieu aucunes fois nous monstre quelle est sa gloire, afin que nous ayons cest article tout resolu, qu’il est incomprehensible, et qu’il nous le faut adorer en toute humilité, qu’il ne faut point que nous attentions de le forger à nostre teste . . . (etc.) . . . Quand donc l’Escriture saincte nous propose la maiesté de Dieu si haute que nous y sommes confus, et mesmes les Anges de paradis . . . qu’en cela il nous est monstré que nous devons nous humilier sous une telle grandeur et hautesse. Or cependant Dieu regarde qu’il nous est utile d’avoir quelque privauté à luy et alors il condescend à nostre rudesse . . . etc. . . . non pas (comme i’ay dit) qui soit contraire, mais c’est afin que nous ne soyons point effarouchez . . .” etc. 28)

Hat so aus dem Calvinischen Grundprinzip der auctoritas dei, der Souveränität Gottes, 29) die accommodatio in der Offenbarung ihre richtige Stelle zugewiesen bekommen, dann ist schliesslich noch einmal zu betonen, dass der glaubende Verstand nicht nur der Transzendenz Gottes als Dogma bloss theoretisch eine Stelle einräumt, sondern dass auch seine Begegnung mit ihr eine Sache der lebendigen |444|Erfahrung” ist. Auch dem Glaubenden der Calvinischen Struktur ist der transzendente Gott lebendig und gegenwärtig geworden; dieses Barthsche Postulat ist Calvin nicht fremd, und seine Akkommodationslehre hebt es nicht auf. Denken und Leben, Dogma und Erfahrung begegnen einander. Das rechte Denken über Gott ist freilich Leben, Akt des Gehorsams bei ihm. Und so bringt das Denken zum „Staunen” (trembler, tremere), sooft der aus dem Glauben denkende Verstand hinaufsteigt bis zu dem am Anfang des § 2 von uns hervorgehobenen Unterschieds zwischen Gottes Reden ausserhalb und Gottes Reden innerhalb der Offenbarung. Dieses ist von jenem prinzipiell unterschieden und der Glaubende weiss von diesem fundamentalen Unterschied. So sagt Calvin in seiner Exegese zu 1. Kor. 2, 10: JÎ (D B<gØ:" BV<J" ¦D"L<”s 6" J $Vh0 J@Ø hg@Ø:

Spiritus enim omnia scrutatur. Hoc ad piorum consolationem additum est quo tutius in revelatione, quam habent a Dei spiritu, acquiescant. Ac si diceret: Sufficiat nobis spiritum Dei habere testem; nihil enim tam profundum est in Deo, quo non penetret. Nam id significat hic scrutari. Profunditates intellige non arcana iudicia, quorum prohibetur nobis inquisitio, sed totam salutis doctrina, quae frustra scripturis esset prodita, nisi mentes nostras Deus ad eam suo spiritu attolleret”. 30)

Deutlich wird hier gelehrt, dass es ein Reden Gottes mit und in sich selbst gibt (Trinität, Logos, pactum salutis, u.s.w., hier zusammengefasst unter arcana iudicia), dessen Inhalt nicht Offenbarungsobjekt ist; derselbe Gott, der seine accommodatio in dem „Teil” (§ 4) seiner Gedanken vollzieht, den er souverän offenbaren will „prohibet” alle unsere „inquisitio” hinsichtlich der Dinge, die er nur sich selbst vorbehalten hat. „Das Geheimnis ist des Herrn, unseres Gottes; was aber offenbaret ist, das ist unser und unserer Kinder” (Dt. 29, 29 oder 28); und das Ideal der mittelalterlichen Mystik von der visio per essentiam dei ist durchaus uncalvinisch. Aber der fundamentale Unterschied zwischen Gottes Wissen und seinen arcana iudicia einerseits, und unserer doctrina, die sich nur auf Offenbarung |445| stützt andererseits, ist bei Calvin nicht eine Ursache des Schreckens, sondern eine consolatio (s. oben); Gottes verborgenes Wissen und unsere doctrina verhalten sich nicht paradoxal, so dass das eine dem Inhalt nach aufgehoben würde durch das andere; im Gegenteil, der glaubende Verstand, der seine doctrina aus Gottes Offenbarung empfangen hat, weiss, dass das andere, was Gott ihm nicht gesagt hat, die letzte Begründung enthält für seine eigene doctrina; der ihm offenbarte Teil von Gottes Gedanken und der ihm verschlossene Teil müssen miteinander übereinstimmen; wenn er seinerseits nur aus der Offenbarung richtig geschlossen hat, kann seine doctrina nicht mit Gottes eigenem Wissen streiten. „Postquam (!) enim ex (!) verbo ac (!) spiritu Domini disputavit (!) (Paulus, Röm. 11, 33), tanti demum arcani sublimitate victus nihil potest quam obstupescere et exclamare, divitias istas sapientiae Dei profundiores esse quam ut ad eas nostra ratio penetrare queat”. 31) Disputare und obstupescere sind hier kein Gegensatz.

Die Abgrenzung der Calvinischen Akkommodationslehre dem Ottoschen „Numinosen” und dem Barthschen Paradoxon gegenüber, spiegelt sich wieder auch im Verhältnis der Calvinischen Gedanken zu dem zuerst von Otto und nachher von anderen hervorgehobenen „Engelsang” des holländischen Dichters Joost van den Vondel. Wenn es dort heisst:

Alle Englekennis
En uitspraeck, zwack en onbequaem,
Is maer ontheiliging en schennis, 32)

dann ist dies ein völlig anti-calvinischer Gedanke. Denn |446| wohl sind die Engel in ihrer Erkenntnis als Kreaturen beschränkt, und wohl ist auch ihre Aussage über Gott als solche immer inadäquat aber Entheiligung und Schändung ist ihr Denken und Reden nicht; denn das Kreatürliche ist bei Calvin nicht an sich dasselbe wie das Sündige; es gibt nach ihm, wie wir gesehen haben, Parallelie zwischen dem göttlichen und dem unverderbten kreatürlichen Wissen. „Ne angeli quidem ferunt dei maiestatem”; 33) aber „non ferre” ist nicht dasselbe wie „violare”. Uebrigens aber würde Calvin eben durch seine Akkommodationslehre dem zustimmen können, was Vondel richtig sagt:

U zulx te kennen, als Ghij waert,
Der eeuwigheden glans en ader,
Wien is dat licht geopenbaert?
Wien is der glansen glans verschenen?
Dat zien is noch een hooger heil
Dan wij van Uw genade ontleenen,
Dat overschrijt het perck en peil
Van ons vermogen. 34)

Nur eine Bedingung würde Calvin hier stellen: dass man „kennen” versteht als „proprio marte” erkennen; hat doch Calvin bemerkt, dass Paulus „humanae menti hoc ademit ut possit ad Deum proprio marte conscendere”; 35) dies weiss eben der, der Gott zu sich selbst „descendere” gesehen hat. Wer in Christo die Akme der Akkommodation Gottes anerkannt hat, eben der weiss, das „omnis cogitatio de Deo extra Christum immensa est abyssus quae sensus omnes nostros protinus absorbeat”. 36) Calvin ist imstande Vondel nachzusprechen: |447|

Wie kan U noemen
By Uwen naem? wie wort gewyt
Tot Uw Orakel? Wie durf roemen?
Ghy zyt alleen dan die Ghy zyt,
U zelf bekent en niemant nader. 37)

Aber dies nur unter der Bedingung, dass die Exegese dieser Verse sie aussagen lässt, dass kein einziger Name Gottes sein Wesen adäquat ausdrückt, dass die „visio per essentiam” nur ein Mysterium innerhalb der Trinität ist und dass also kein von uns ausgedachter Name für Gott sich eignet; eine Exegese, die mit dem Vondelschen „wie durf roemen?” u.E. sich legitimieren kann. Bei jeder anderen Exegese streiten auch diese Verse gegen Calvin.




1. Quibus (Deus) se destinavit in salutem manifestare, etc. vgl. S. 434, Note 3. — Quum itaque palam sit, Deum, erga eos homines, quos unquam erudire cum fructu voluit, subsidium verbi adhibuisse . . . etc. (Inst. 1, 292). — Nunc ostendit qualiter ab hac caecitate eximantur fideles: nempe quia Dominus peculiari spiritus illuminatione ipsos dignatur (49, 340/1). — Idem In evangelii quoque doctrina impleri Paulus docet: velatam enim vel obscuram esse negat nisi reprobis, quorum mentes excaecavit Deus huius saeculi (47, 226). — (Latentem sapientiam) communicatam nobis aetemo Dei consillo docet (Paulus). (49, 337). Cf. hier S. 437, Note 3.

2. Cf. S. 434, Note 3 und alles, was gesagt worden ist von den verschiedenen Pädagogen: nourrice, pere, mater, usw. — Dieu n’a point parlé seulement pour les grands docteurs, il a voulu dispenser sa parolle en commun à grans et à petis, et aux plus ingnorans, et s’y est tellement conformé, que tous ceux, qui se viendront rendre dociles, verront bien que |437| nostre Seigneur sait ce qui leur est propre, et qu’ils seront enseignez d’une facon laquelle il sait leur estre convenable. (Sur Deut. 31 : 9-14). — Apprenons que Dieu par sa bonté infinie voyant que nous n’avons nul moyen d’approcher de luy, il nous y donne un facile accez: et mesmes il descend ici bas pour se confermer à nostre rudesse et infirmité. Nous voyons par maniere de dire, qu’il begaye avec nous: car il ne parle point d’une façon si haute comme elle conviendroit à sa gloire infinie, et à sa maiesté; mais l’Escriture saincte a un langage rude et grossier, et Dieu parle en telle sorte qu’il n’y a point d’excuse pour nous, si nous ne l’entendons facilement (Sur Deut. 30, 11-14).

3. Tantum hoc tenere sufficiat, non fortuito pluere evangelium ex nubibus, sed per manus hominum afferri quo divinitus missum est (49, 205).

4. Quia dixerat Paulus evangelium rem esse arcanam, periculum erat ne hoc auditu fideles, difficultate territi, refugerent ac desponderent animos. Ergo occurrit huic periculo, ac pronuntiat destinatum nihilominus esse nobis, ut eo fruamur. Ne quis, inquam, latentem sapientiam nihil ad se pertinere ducat: aut etiam nefas esse putet, in eam intendere oculos, quia non sit humano captui exposita: communicatam nobis aeterno Dei consilio esse docet (49, 337).

5. Freilich hat Calvin in 1. Cor. 2, 14 übersetzt mit: comprehendere. Aber seine Meinung wird verständlich aus diesen Wörtern: Nolle homines sapere si dixisset (sc. Paulus), verum, quidem istud erat, sed addit, ne posse quidem: unde colligimus non in arbitrio cuiusque esse fidem, sed divinitus conferri (49, 344).

6. A. Mitchell Hunter, The Teaching of Calvin, a modern Interpretation, Glasgow, Maclehose, Jackson & Co, 1920, 80: Disputation has no right of entry upon the realm of these truths, which are known to us solely through revelation. If it pleased God to transmit them, not only must they be necessary to the requisite completeness of revelation, but they must be accepted as in the highest degree reasonable, that is, consonant with the principles of the divine mind.

7. Nicht nur für individuelle Personen, sondern auch für Gemeinschaften (Israel, Kirche); nicht nur post, sondern auch ante fidem. Erat . . . certe legitimus ordo, ut homo ingenita sibi ingenii luce sapientiam Dei in eius operibus contemplatus ad eius notitiam perveniret. Sed quia hominis pravitate hic ordo inversus est, primum vult nos infatuare Deus in nobis, priusquam (! cf. Barth c.s.) erudiat ad salutem. Deinde pro specimine sapientiae suae simulacrum quoddam stultitiae nobis offert. Hanc inversionem promerita est hominum ingratitudo . . . Quia toti mundo nihil ad eruditionem profuit, quod Deus sapientiam suam exseruerat in creaturis: alia via deinde aggressus est ad homines docendos. Sic vitio nostro imputandum est, quod salvificam Dei notitiam non ante consequimur quam proprio sensu exinaniti (49, 326). Comm. in 1. Cor. 13, 9-13: Iam probat aboleri prophetiam et reliqua eiusdem modi: quia in subsidium infirmitatis nostrae conferantur. Atqui finem aliquando accipiet imperfectio: desinet igitur simul etiam donorum ipsorum usus (49, 513).

8. Confirmatione enim indigemus omnes donec in nobis Christus solide adoleverit (Eph. 4, 13) (49, 17).

9. Nihilominus interea evangelium scimus arcanam esse sapientiam quae coelos altitudine sua superet, et ad quam angeli quoque obstupescant (49, 326). — Cf. S. 437, Note 2, usw.

10. Man lese (u.a. !) den Kommentar zu 2. Kor. 3. 4-18 (50, 38-47). Lex (das Alte Testament, littera, Moses) quamvis figuris implicita, non tamen distitit sapientiam parvulis praestare . . . Lex ipsis involuta est instar labyrinthi, donec ad suum finem referatur, qui est Christus. Christum igitur si in lege quaerunt Iudaei: perspicua illis Dei veritas patefiet . . . Nobis . . . quantum salutis nostrae interest, et quantum fert captus noster, nunc se visendum et palam conspiciendum offert Deus (50, 43, 44, 46). — Monendi sunt lectores (sc. des Kommentars zu Gal. 3, 23), Paulum . . . totam oeconomiam comprehendere, qua Dominus sub vetere testamento populum suum gubernavit . . . Hanc legem Paulus carceri primum vel custodiae comparat: deinde paedagogo. Utraque similitudine palam fecit, talem fuisse legis naturam, ut nonnisi ad certum tempus vigere debuerit. (50, 219).

11. Cf. Note 1, passim.

12. 29, 121/2.

13. 29, 356.

14. 31. 290 (Exegese des 29. Psalms, des klassischen Liedes der Transzendenz also).

15. l.l.

16. 29, 168.

17. Cf. Note 1.

18. 29, 168.

19. 28, 441.

20. 28, 594.

21. 25, 479.

22. 28, 441. „. . . Or ce n’est point tant seulement à eux qu’il (Moyse) parle, mais à nous aussi”.

23. 29, 168.

24. 29, 356.

25. Hoogkerkelijk Protestantisme, Wageningen, Veenman & Zn. Kritik hinsichtlich der Theophanie „in dem Busch”: K. Schilder. Bij Dichters en Schriftgeleerden, Amsterdam, U.M. Holland, 1927, 81-87, cf. 88/9.

26. „Richtiger”, denn sobald die chemische Formel des „Feuers” in Frage kommt, fällt die Behauptung der (gemeinten) Aufhebung des Identitätsprinzips. Calvin stellt auch hier das Problem von Transzendenz u. Immanenz auf.

27. 29, 168.

28. l.l.

29. H. Henry Meeter. The Fundamental Principles of Calvinism. Grand Rapids. Mich., W.B. Eerdmans Publ. Co (Calvin Faculty Series no 1). 1931.

30. 49, 341.

31. 49, 230. Postquam; daher reden wir von einem „Rückweg”. Der stupor ist also kein impedimentum der Lehre, sondern ein fraenum ingenio et linguae, ut quum sobrie et intra verbi Dei fines loquuti fuerimus, disputatio tandem nostra exeat in stuporem. 49, 230.

32. Rey van Engelen in Gysbrecht van Aemstel, cf. Rud. Otto. Das Heilige. 17-22. Aufl., Gotha. Klotz, 1929, S. 228, sqq. Die Uebersetzung ist ungenau: Auch Engel-Rede/ Und Wissen, schwach und ungewandt/ Entheiligt nur und ist zu blöde (das letzte genügt nicht).

33. 29, 356, cf. 49, 326 beigef. in S. 438 Note 3.

34. Uebersetzung bei Otto: Denn wer gewahrt/ Der Ewigkeiten Glanz, unendlich/ Wem ward solch Licht geoffenbart!/ Wem ist der Strahlenglanz erschienen/ Des Anblick höheres Heil noch reicht/ Als Gnadengaben zu verdienen/ Der alle Grenzen übersteigt/ Von unsern Kräften. — Diese Uebers. ist durchaus unrichtig („verdienen”!).

35. 49, 340. cf. comm. in 1. Cor. 1, 21, quoniam enim non cognovit.

36. 55, 226.

37. Uebers. b. Otto: Wer darf wagen/ Zu nennen Dich! Und wer vermisst/ Sich zum Orakel, Dich zu sagen!/ Du bist allein der, der Du bist/ Dir selbst erkannt, Dir selbst erkenntlich/ Und niemand sonst.






deze pagina hoort in frames, klik hier

© Appendix Vaginix Productions 2000